Zwölfte Szene


[66] Die Türe geht auf; Leni kommt herein, hinter ihr fünf, sechs Bauernburschen, die nachdrängen. Draußen drücken sich die Leute an die Fenster, an dem offenen stehen sie Kopf an Kopf. Leni kommt zögernd vorwärts; sie trägt das Kleid, in dem sie heimgekommen ist, auch den Hut mit der schwarzen Schleife und die Handtasche. Die Haare sind unordentlich gekämmt und etwas zerzaust. Sie bleibt furchtsam stehen und zieht den Kopf ein.


BÜRGERMEISTER. Aha! De hat weglaff'n woll'n.

THOMAS ruhig; zum Bürgermeister. Du red'st koa Wort! Er geht auf Leni zu. Du! Auf Lechner deutend. Woaßt du, was der sagt? Leni wendet ihren Kopf langsam nach Lechner hin und schaut zu Boden. – Pause.

THOMAS. Daß du a Geld von eahm verlangt host.

LENI sehr furchtsam. Is net wahr!

LECHNER grob. Wos? Wia ko'st denn du so lüag'n?

LENI wie oben. Net wahr is.[66]

LECHNER auf sie zutretend. Host d' net g'sagt ... a paar Markl muaßt d' hamm ... hast d' g'sagt ...

THOMAS reißt Lechner heftig zurück. Weg da, Kerl! Ruhiger zu Leni. Willst du lüag'n, wenn dir a jeda d' Schuld vom G'sicht runter lest?

LENI mit verhaltenem Weinen. Weil i furt hab woll'n ... weil's ma do nix hilft ... weil i schlecht bleib'n muaß ...

THOMAS schreit. Du!

LENI wie oben. Weil mi da Lenz aa schlecht g'hoaß'n hat ... und weil i koan Pfenning g'habt hab zum Furtgeh' ...

THOMAS schreit. Und host mir dös to!

LENI. Weil da Lenz g'sagt hat ... Thomas hat blitzschnell sein Messer gezogen und sticht sie nieder. Sie bricht mit einem schwachen Schrei zusammen. Alle weichen entsetzt zurück. Plank ruft. Jessas Maria! Draußen kreischen die Weiber, die Burschen rufen. Er hat s' derstocha!


Dann plötzliche Stille.


THOMAS dumpf. Jetzt reißt's as naus in d' Schand!


Vorhang.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968.
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Magdalena. Ein Volksstück in 3 Aufzügen