Der Einsame

[302] Hier im Schoß der Einsamkeit,

Die kein wilder Lärm entweiht,

Unter Eichen,

An Gesträuchen

Fühl' ich meine Lebenszeit.[302]


Still und ernsthaft, wie der Hain,

Soll mein Herz in Zukunft sein.

Flieht, ihr Sorgen!

Jeder Morgen

Ladet mich zur Freude ein.


Träg und weichlich heißt jetzt zart;

Spott, des Geistes Gegenwart.

Jeder Heuchler,

Jeder Schmeichler

Heißt ein Mann von Lebensart.


Tugend, Freundschaft, Freiheit, euch

Tausch' ich um kein Königreich!

Wollust schändet,

Hoheit blendet,

Unschuld macht uns Engeln gleich.


Trotz dem Sturme, der mir dräut,

Schleich' ich durch das Thal der Zeit

Im Geleite

Stiller Freude

Zu der nahen Ewigkeit.


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50, Stuttgart [o.J.], S. 302-303.
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