Immer noch die dürftigen Nöte

[14] Immer noch die dürftigen Nöte!

War mir doch das Geld vergönnt,

daß ich eine neue Flöte

meinen Liedern kaufen könnt!

Eine Flöte, drauf ich bliese

kummerfreie Melodein.

Die mich heut begleitet, diese

Knarre sargt ich sorglich ein.

Schön von Holz, doch nicht von Pappe

sei mein Instrument gebaut,

und aus edler Silberklappe

ströme meines Atems Laut.

Sammelt für den Dichter,

sammelt, daß aus Gelde Freude sprießt!

Haltet nicht das Tor verrammelt,

das des Dichters Lied verschließt![14]

Hätt ich erst die neue Flöte,

Denkmal eures Opfersinns –

der Gesang, den ich euch böte,

wäre mehr als Dank und Zins.

Und ihr alle ohne Zweifel

sängt nach meinem Notenblatt,

von der Weichsel bis zur Eifel,

von der Alp zum Kattegatt.

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 14-15.
Lizenz:
Kategorien: