An Marie Mörike, geb. Seyffer

[802] Deines Tages reiche Fülle

Ganz empfindest du sie erst,

Wenn du in der nächtgen Stille

Einsam dich zur Muse kehrst,


Die zu vollen Himmelstönen

Deine Lippen hat geweiht,

Jede Freude zu verschönen

Und zu klagen jedes Leid.


Doch wie du den Freund entzücket,

Perlend in der Töne Licht,

Himmlischer fürwahr beglücket

Dich die Muse selber nicht.


Quelle:
Eduard Mörike: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 1, München 1967, S. 802.
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