|
[425] Dis sind die heylgen zehn gebott,
die uns gab unser Herre Gott
durch Mosen seynen diener trew
hoch auf dem berg Sinai.
Kyrioleys.
Ich byn alleyn deyn Gott der Herr,
kein gotter solltu haben mehr,
Du sollt myr gantz vertrawen dich,
von hertzen grund lieben mich.
Kyrioleys.
Du sollt nicht furen zu unehrn
den namen Gottes deynes Herrn,
Du sollt nicht preyssen recht noch gut,
on was Gott selbs redt und thut.
Kyrioleys.[426]
Du sollt heylgen den siebend tag,
das du und deyn haus rugen mag,
Du sollt von deym thun lassen ab,
das Gott seyn werck ynn dyr hab.
Kyrio.
Du sollt ehrn und gehorsam seyn
dem vater und der mutter deyn,
Und wo deyn hand yhn dienen kan,
so wirstu langs leben han.
Kyrioleys.
Du sollt nicht todten zorniglich,
nicht hassen noch selbs rechen dich,
Gedult haben und sanfften mut
und auch dem feynd thun das gut.
Kyri.
Deyn eh solltu bewaren reyn,
das auch deyn hertz keyn ander meyn,
Und halten keusch das leben deyn
mit zucht und messickeyt seyn.
Kyrioleys.
Du sollt nicht stelen gellt noch gut,
nicht wuchern yemands schweys und blut,
Du sollt auf thun deyn milde hand
den armen ynn deynem land.
Kyrioleys.[427]
Du sollt keyn falscher zeuge seyn,
nicht liegen auff den nehsten deyn,
Seyn unschuld sollt auch retten du
und seyne schand decken zu.
Kyrioleys.
Du sollt deyns nehsten weyb und haus
begeren nicht noch etwas draus,
Du sollt yhm wundschen alles gut,
wie dyr deyn hertz selber thut.
Kyrio.
Die gebott all uns geben sind,
das du deyn sund O menschen kind
Erkennen sollt und lernen wol,
wie man fur Gott leben sol.
Kyrioleys.
Das helff uns der herr Jhesu Christ,
der unser mitler worden ist.
Es ist mit unserm thun verlorn,
verdienen doch eyttel zorn.
Kyrioleys.
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Lieder
|
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro