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[35] Nasser Staub auf allen Wegen!
Jede Distel hängt voll Regen,
Und der Bach schreit wie ein Kind!
Nirgends blüht ein Regenbogen!
Ach, die Sonn ist weggezogen
Und der Himmel taub und blind!
Traurig ruhn des Waldes Lieder,
Alle Saat liegt siech danieder,
Fröstelnd schläft der Wachtel Brut.
Jahreshoffnung – fahler Schimmer!
Mit den Menschen steht's noch schlimmer:
Kalt und fühllos schleicht ihr Blut!
Hungrig Weib am Ackersteine
Mit dem Säugling, weine! weine
Trostlos, oder hoffnungsvoll:
Nicht im Feld und auf den Bäumen –
In den Herzen muß es keimen,
Wenn es besser werden soll!
Fleh zu Gott, der grüne Saaten
Und das Menschenherz beraten,
Bete heiß und immerdar,
Daß er, unsre Not zu wenden,
Licht und Wärme wolle senden
Und ein gutes Menschenjahr!
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Gedichte
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