Der Hund aus der Pfennigschenke

[228] Es ging, was Ernstes zu bestellen,

Ein Wandrer seinen stillen Gang,

Als auf ihn los ein Hund, mit Bellen

Und Rasseln vieler Halsbandschellen,

Aus einer Pfennigschenke sprang.

Er, ohne Stock und Stein zu heben,

Noch sonst sich mit ihm abzugeben,

Hub ruhig weiter Fuß und Stab,

Und Kliffklaff ließ vom Lärmen ab.
[228]

Des Wegs kam auch mit Rohr und Degen,

Flink, wohlgemut, keck und verwegen,

Ein Herrchen Krauskopf herspaziert.

Kliffklaff setzt an, und hochtuschiert

Hält von dem Hunde sich das Herrchen.

Und Herrchen Krauskopf ist ein Närrchen;

Fängt mit dem Klaffer Händel an,

Greift fix nach Steinen in die Runde,

Und schleudert, was es schleudern kann,

Und flucht und prügelt nach dem Hunde.


Der Köter knirrscht in jeden Stein,

Zerrt bald an meines Herrchens Rocke,

Bald an dem Degen, bald am Stocke,

Beißt endlich gar ihm in das Bein,

Und bellt so wütig, daß mit Haufen

Die Nachbarn alle, groß und klein,

Zu Fenstern und zu Thüren laufen.

Die Buben klatschen und juchhein

Und hetzen gar noch oben drein.

Nun fing sich's Herrchen an zu schämen,

Umsonst so sehr sich abzumühn.

Es mußte sachtchen sich bequemen,

Um dem Hallo sich zu entziehn,

Wohl fürbaß seinen Weg zu nehmen,

Und einzustecken Hohn und Schmach.

Denn alle Straßenbuben gafften,

Und alle Klaffkonsorten klafften

Noch weit zum Dorf hinaus ihm nach.


Dies Fabelchen führt Gold im Munde:

Weicht aus dem Rezensentenhunde.


Quelle:
Bürgers Gedichte in zwei Teilen. Teil 1: Gedichte 1789. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart 21914, S. 228-229.
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