Wie Fortunatus ainem armen man ain tochter außsteüret vnd ir vierhundert ducaten zu haimsteür gab.

[55] Der tochtter vatter was ain schreyner, ayn fromm grob man. der sprach: ich will mein tochter nyendert füren. er woltt sy villeicht zu vneeren brauchen vnd denn aynen rock kauffen. darmit so wär ir noch mir geholffen. sag jm, welle er ir etwas gůts thůn, daz er zu vns komm. das verdroß den wirt ser vnd sagt es Fortunato vnd mainet, er solt auch ain verdrießen daran gehebt hon. do geuiel es ym wol vnd sprach: fürt mich zu dem mann vnnd nam Lüpoldum auch mit ym, giengen also in des mannes hauß vnnd sprach: Ich hab vernomen, wie du ain tochter habest, die gewachßsen sey. laß sy doch herkommen vnd die můtter mitt ir. Er sprach: was wöllt ir jre? Er sprach: haiß sy kommen, es ist ir gelück. Er růfft der můter vnd der tochter. Sy kamen baid vnd schamten sich ser, wann sy hetten zumal böße klayder an. die tochter stůnd hinder die můtter, das man desterminder ire böße klaider säch. Fortunatus sprach: iunckfraw, stond herfür! Sy was schön vnnd gerad. er fraget den vater, wie alt die tochter wär. sy sagten: zwaintzig iar. er sprach: wie haben ir sy so alt lassen werden, das ir ir nitt ainen man geben hond? Die můtter mocht nit baiten, byß der vater antwurt gäb vnd sprach: sy wär vor sechs jaren groß genůg gewesen, so haben wir nit gehebt, darmitt wir sy haben mügen außsteüren. Fortunatus sprach:[55] ob ich ir ain gute haimsteür gib, wißten ir ainen man? Die můter sprach: Ich waiß ir gnůg. vnser nachbaur hat ainen sun, der ist ir hold. hette sy etwas, er näme sy gern. er fragt die iungfraw vnd sprach: wie geuiel üch eüers nachbauren sun? sy sprach: ich wil nit wöllen, dann wölchen mir mein vater vnd můter gebent, den wil ich haben vnd solt ich on man sterben, so wil ich kainen selber nemen. die můter mocht nit mer schweigen vnd sprach: herr, sy lügt vnd ich waiß, das sy jm gantz hold ist vnd das sy jn von gantzen irem hertzen gern het. Fortunatus schickt den wirt nach dem jüngling, vnd als er kommen was, do geuiel er ym wol. er nam den seckel, da er die .cccc. ducaten ein gelegt het vnd schut die auf den tisch vnd sagt zum iüngling (och bej .xx. iaren alt): wiltu die iunkfraw zu der ee? vnd iunkfraw, wellent ir den Jüngling zu der ee, so will ich eüch daßs geltt tzu ayner haymsteür geben. Der iüngling sprach: ist üch der sach ernst, so ist die sach meinenthalb schlecht. die můtter antwurtt aber schnell: so ist es meiner tochterhalb auch schlecht vnd also sandt er nach ainem priester vnd lyeß sy zu samen geben vor iren baiden vater vnd můter, das er wißt, das es ain ee wär vnnd gab yn dass bar gelt, wie er es gebracht het, vnnd der braut vatter zehen duckgaten, das er sich vnnd sein weib klaidet, vnd gab yn noch zehen duckgaten, daßs sy hochtzeit hetten. des waren sy alle von hertzen fro vnd dancketen Fortunato vnd lobten got gar treülich vnd sagten: got hat den man von hymel gesant.

Als nun die ee gemacht was, giengen sy wider in die herberg. Lüpoldus nam wunder, das seyn herre so milt was vnd so ringklich vil gelts außgab vnnd sich doch so übel gehůb vmb lützel geltes, das ym verstolen worden was. Das můet den wirt ser, das er nit den seckel mitt den vierhunndertt ducaten gefunden hett, vnnd er doch all ir bulgen ersůcht hett vnnd grißgramet in ym selb, gedacht, hatt er souil auß zugeben, so můß ich mich[56] noch mer vnderston, jn die taschen zu lären. Nun wißt der wirt, das sy zu nachtt ain groß kertzen liecht liessen brinnen, die sy in sunderhait hetten lassen machen. vnd als sy aber zu des kaisers fest gangen waren, macht sich der würt aber in ir kamer vnd bort löcher in die kertzen vnd tet wasser darein vnd überklaibet das vnd richt die kertzen also zu, wenn sy sie zwů stund branten, so erlaschen sy von jn selber. Nu was es vmb die zeit, das des kaisers fest schier ain end hett. Gedacht der würt, Fortunatus wurd auch nit lenger bleiben vnd er müßt sich nit saumen vnd vnderstůnde sich, die nacht aber seinen gesten ainen schaden zu zefügen, wartet eben, wenn das liecht erleschen wurd, hette yn auff die nacht den besten wein, so er ankommen mocht, zutrincken geben, was selb auch frölich mit jn gewesen, auff das er mainet, sy solten stark schlaffen, als och gemainglich geschicht, das die menschen auff wol trincken starck vnd bald entschlaffen. als sy zu bett giengen vnnd ir nacht liecht zu geordnet hetten, ire blosse schwert ain yeder bey ym hett vnd mainten on alle sorg zuschlaffen, als sy auch theten.

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[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 55-57.
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