[5. Kapitel]

Wie die Männer auff empfangnes Schreiben wider heym kehrten / vnd wie sie von jhren

Weybern empfangen wurden.

[25] Sobald den Männern das gemeldte Schreyben behendigt vnd vberantwortet worden / vnd sie desselbigen innhalt gelesen vnd verstanden hetten / ward jnen also bald jr Hertz dadurch berührt / also daß sie in sich selberst schlugen / gedenckend / daß deme ja also /wie die Weyber geschrieben hetten / were deßhalben höchst notwendig / daß sie wider heym kehrten. Darumb begerten sie also bald von jhren Herrn ein gnediges Vrlaub / daß sie möchten heim kehren / vnnd jhre Haußgeschäffte recht bestellen vnnd wider auff vnd anrichten. Solches ward jhnen von den Herrn begünstiget vnd zugelassen: wiewol sie es vngern gethan. Dann wer wolt solche weyse Leuthe nicht gern allzeit vmb vnd bey sich haben? Musten doch jhnen verheissen / wa man jhrer ferner bedörffen wurde / sich zugebrauchen zulassen. Also kamen die Lalen / nach dem sie lang gnug auß gewesen / widerumb heym / ehrlich vnd wol begabet: als dann ein Weyser Mann aller Ehren vnnd alles Gutes wol währt ist / vnnd nicht zu viel were / wann man jhn schon mit Gold außwegen solte.

Sie funden aber in jrer widerkunfft solche vnrichtigkeit vnd vnordnung in allen sachen / daß sie sichs /wie weyse sie auch waren / nicht genug verwundern konten: wie es doch könte müglich sein / daß inn so kurtzer zeit jhres abwesens sich so viel hette sollen verkehren. Aber Rom / so inn vielen jaren kaum gebauwen worden / kan wol inn einem Tag gebrochen vnd zerstöret werden.[25]

Der Lalen Weyber wurden jhrer Männern zukunfft halben sehr frohe: empfiengen sie doch nicht eynerley massen. Dann wie sie der natur vnd complexion halber vngleich geartet vnd gesinnet / also empfiengen etliche jhre Männer gantz freundlich vnnd lieblich /als ein ehrliches Weyb billich thun soll / vermög der Tugenden / mit welchen das Weybliche Geschlecht sonderlich soll gezieret sein: andere aber fuhren jhre Männer mit harten / rauhen vnnd zweyspitzigen worten an / vnnd hiessen sie inn ALLER etc. Nammen solcher massen wilkommen sein / daß jhnen viel besser were gewesen / so sie mit dem Viehe weren heym kommen vnd eyngangen. Welches dann / leider / jetzunder viel Weyber im brauch haben: die doch daran selten anders gewinnen / als daß sie püffe darvon kriegen / vnd vnwillige Männer machen.

Sonst waren sie gemeinlich alle zumal frölich /fiengen an Frewdenfest / vnd waren die Weyber gut Mann mit jren Männern. Wie aber der Weybern art ist / daß wann sie ein mal angefangen zu bellen / sie nicht bald auffhören können / also hielten diese Weyber jhren Männern für / wie so hoch notwendig es gewesen / daß sie wider heymb kommen: so wol wegen deß Feldes / Viehes vnd Gesindes / als von wegen der kleinen Haußhaltung / welche schier zu lang still gelegen / vnd nicht were versorget worden. Was nun diß ort / als dann auch in anderm / bißher durch sie versaumet worden / daß bitten sie wöllen sie verbessern /widerumb eynbringen / vnd fürohin jhres Gewerbes besser warnemmen: welches zuthun die Männer jnen bey Trewen vnd Ehren zusageten.

Auff solches / traten die Lalen zusammen / Rhat zufassen: Wie doch den sachen jmmer zuthun / damit sie von Außländischen Herrn nit mehr solcher gstalten / wie bißher[26] / wurden geplagt vnd abgefordert / sonder bey dem jhren rhüwig vnd vnangefochten bleiben / vnd demselbigen in allem Frieden außwarten könten. Demnach aber es damaln spat am Tage / vnd der handel sehr wichtig / deßhalben eins eygenen Tages nohtwendig / sahe sie für gut an: daß man künfftigen tags zusamen kommen / von den sachen ernstlich handlen / vnd was zuthun were endlich schliessen solte.

Also giengen die Lalen / nach dem sie mit weysen Reden / welche süsser vnd lieblicher als Honig / vnd bey einer mahlzeit schöner als Gold vnd Silber stehen / deßgleichen auch mit Speyß vnd Tranck nach notdurfft (dann die Weysen vberfressen vnd vbersauffen sich nit wie die Thoren) sich gnugsamlich ergetzet hetten / ein jeder in sein Hauß / vnd welcher nit lenger wolte wachen / der verkroche sich in seine Federn / so gut er sie mit der Gabeln gestrewet fande.

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 25-27.
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